Geschichtsprojekt auf dem Golm

Mit Abstand zu den beiden Weltkriegen nimmt die Zahl der unmittelbar Betroffenen ab. Immer mehr Menschen entstammen den Jahrgängen, die den Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben. Ein Schwerpunkt der Arbeit des Volksbundes der Kriegsgräberfürsorge ist es deshalb, Fürsorge für die Gräber und der Angehörigenbetreuung zu tragen. Hier ist der Anknüpfungspunkt für die pädagogische Arbeit des Volksbundes. Dieser stellt die Infra –Struktur, also die Begegnungsstätten, kostenneutral zur Verfügung und bietet ein modernes pädagogisches Konzept. Vor Ort beteiligen sich Schüler/innen an der Arbeit des Volksbundes. Dies ist eine gute Möglichkeit, den jungen Menschen im Sinne der Erziehung und Bildungsarbeit der Schule die Aufgabe des Zusammenlebens der Völker in Frieden nahe zubringen

- also Geschichte zum Anfassen. Am 21.04.2010 nutzte die Klasse 10 a diese Möglichkeit und besuchte den Golm – die größte Kriegsgräberstätte (23 000 Bestattungen) in Mecklenburg -Vorpommern und die dazugehörige Begegnungsstätte, um Geschichte ihrer Heimat näher kennen zulernen. Hier erfuhren die Jugendlichen, wie diese Gedenkstätte überhaupt entstanden ist und welche geschichtlichen Prozesse damit in Verbindung stehen.

Gleich nach der Ankunft ging es ans intensive Arbeiten. Bei einem Vortrag über die Geschichte dieser Gedenkstätte musste jeder einen vorgegebenen Fragebogen ausfüllen. Mit Interesse lauschten die Schüler und Schülerinnen den Ausführungen von Frau Herold, um auch ja keine Information zu verpassen,  Hören und Schreiben war schon eine Anforderung für alle. Damit jedem die Geschichte begreifbar bleibt, wurden immer wieder Vergleiche in der Gegenwart und im persönlichen Bereich gesucht. Bei der Auswertung der Informationen  merkten die Jungen und Mädchen erst wie gut sie doch eigentlich sind. Fast alle hatten alle Hauptinformationen erfasst und richtig niedergeschrieben. Danach ging es auf die Kriegsgräberstätte. Mit einer Karte und Orientierungsaufgaben bewaffnet, erkundeten alle das Gelände selbständig in Gruppen. So wurde erarbeitet, wo sich die Massengräber befinden und  wer dort zur letzten Ruhe gebettet wurde, welche Bedeutung die Namenstafeln besitzen und welcher Aussagekraft dem Rundbau und der   „Frierenden“ beigemessen wird. Wer sich bei der Beantwortung der Orientierungsfragen nicht ganz sicher war, holte sich im Informationspavillion letzte Anregungen. So mancher stellte bei der Auswertung fest, dass Kartenarbeit doch wieder mal geübt werden sollte. Der Besuch auf dem Golm endete, in dem die Schüler/ innen mit ihren Betreuern ein Gebinde der Regionalen Schule Albert Einstein an der „Frierenden“ nieder legten. Lisa Gabrecht begleitete die Gedenkminute mit einem Gedicht.

Den letzten Teil des Geschichtsprojektes nahm die Erforschung von Einzelschicksalen ein.

In kleinen Gruppen informierten sich alle über die Ereignisse des 12.03.1945 in der Stadt Swine- münde. Sichtlich gerührt, werteten sie die Geschehnisse aus. Erst jetzt erkannten sie, wie viel Leid, Schmerz und Angst die Menschen damals begleiteten, Mütter ihre Kinder verloren, Kinder verzweifelt

nach ihren Angehörigen in den Wirren des Bombenangriffes suchten und unendlich viel Grausamkeit des Krieges sahen.

Gut war es, nach diesem Teil der Geschichtsaufarbeitung einen stärkendes, schmackhaftes Essen zu sich zu nehmen.

Nach einer kurzen Auswertung machte sich am Nachmittag die 10 a, beladen mit vielen neuen Erkenntnissen und Eindrücken, auf den Heimweg.

 

S.  Pollex

 


Geschichte der DDR erleben

Besuch in der ehemaligen Stasi – U – Haftanstalt

 

Am 14.04.2010 machte die Klasse 10a eine Zeitreise in die Geschichte der DDR. Anschließend waren alle froh, in der Gegenwart zu leben. In den Gesichtern der Schüler/ innen waren während des Besuches Angst, Betroffenheit und auch Abscheu zu lesen, die einige hinter flotten Sprüchen zu verstecken versuchten.

Die Gedenkstätte war von 1958 – 1989 eine Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit. Sie befand sich auf dem Gelände der Bezirksverwaltung Rostock des Ministeriums für Staats- sicherheit und war für Außenstehende nicht einsehbar.

In den 46 Zellen, verteilt auf drei Etagen, konnten bis zu 110 Frauen und Männer zeitgleich inhaftiert werden. Die meisten Zellen maßen gerade mal 7,5 m² und hatten keine Fenster. Das bescheidene Tageslicht gelangte nur durch Glasbausteine zu den Häftlingen. Sie sollten nicht erkennen können, wo sie sich befinden.

4800 Frauen und Männer mussten zwischen 1960 – 1989, vornehmlich aus politischen Gründen die Stasi–Untersuchungshaft in Rostock erleiden. An diesem Tag lernten die Schüler/innen, dass die Stasi die wichtigste Stütze der SED Herrschaft war. Sie erhielten grundsätzliche Einblicke in die Strukturen und Mechanismen einer Diktatur und erkannten deren repressive Praxis an konkreten Schicksalen.

Schon das Betreten der Gedenkstätte machte die Schüler betroffen.

Neugierig lauschten alle dem Vortrag über Aufbau, Arbeitsweise und Auswirkungen der Stasi.  Beim Rundgang durch das Gefängnis wurde vielen Schüler/innen das Ausmaß der Leiden für die Inhaftierten voll bewusst. Voller Abscheu betrachteten sie die schmutzigen Zellen und hörten die Geräusche der Schließanlage. Sie spürten, was es heißt, eingesperrt zu sein.

Den Höhepunkt bildete die Besichtigung der Dunkelzellen. Blankes Entsetzen war auf den Mädchengesichtern zu erkennen. Nicht nur die Dunkelheit, sondern besonders der Geruch schreckte sie ab.

Die Jungen waren entsetzt über das Gefangenentransportfahrzeug. Wie sollte dort ein ausgewachsener Mensch sitzen und mehre Stunden Fahrt aushalten?

Zum Schluss waren sich alle einig, dass das Wort Menschlichkeit hinter diesen Mauern keine Bedeutung hatte.

Mit viel Informationsmaterial beladen, traten alle aufatmend in die Frühlingssonne. Noch Tage später diskutierten sie die gewonnenen Eindrücke.

  

 

S.  Pollex

 


Spurensuche

Wo, wenn nicht in der Schule, sollen wir lernen, die Bedeutung der Begriffe Demokratie und Toleranz zu verstehen und ein Gespür für den Umgang mit ihnen zu entwickeln.
Die Regionale Schule Albert Einstein bietet uns Jugendlichen vielfältige Möglichkeiten, praxisnah, im Geschichtsunterricht zum Anfassen, Erfahrungen zu diesen Themen zu sammeln und zu verinnerlichen.
Während Workshops und Exkursionen entwickeln wir unsere ganz eigene Beziehung zu geschichtlichen Ereignissen und lernen, diese einzuordnen und zu bewerten.
Diese Art selbstständiger Wissensaufnahme hilft uns, eine Meinung zu bilden und persönliche Standpunkte zu beziehen.
Eine Tagesfahrt zur Heeresversuchsanstalt Peenemünde ließ die Erkenntnis reifen, dass die Technik für die Menschen Segen und Fluch zugleich sein kann.
In der U-Haftanstalt in Rostock erkannten wir sehr deutlich, dass die Strukturen und Mechanismen einer Diktatur für Menschlichkeit wenig Raum lassen.
Die Spurensuche auf dem „Golm“ und in „Fünfeichen“ machte allen Teilnehmern des Projektes bewusst, dass jeder Krieg mit unendlich viel Leid, Schmerz und Angst der Menschen verbunden ist und diese Ereignisse ihre Schatten bis in die Gegenwart werfen.
Durch das aktive Mitgestalten des Volkstrauertages bekundeten einige Mitschüler, dass jeder Einzelne die Pflicht hat, Ereignisse der Geschichte wach zu halten.
Ein Besuch im Reichstag in Berlin soll in diesem Schuljahr zeigen wie heute Demokratie funktioniert und praktiziert wird.
Obwohl so manche Veranstaltung mit flotten Sprüchen durch uns kommentiert wurde, sah man oft in den Gesichtern Betroffenheit, Entsetzen, Zweifel. Dies ist das sichere Zeichen dafür, dass die Schule es mit ihren Aktivitäten geschafft hat, Nachdenken über die Zeit anzuregen.

Lisa Garbrecht
Klasse 10